Landschaftspflege
Typische Landschaftspflegemaßnahmen.
Die Arbeit in der „klassischen“ Landschaftspflege ist vielfältig. Im Ostallgäu macht die fachgerechte Pflege von Feuchtwiesen und magerem Grünland dabei den größten Anteil aus. Häufig geht es auch um die teils aufwändige Wiederherstellung von Streuwiesen und Magerrasen nach einer Nutzungsaufgabe.
Die Förderung von typischen Landschaftspflegemaßnahmen erfolgt in der Regel über die Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie (LNPR-Richtlinie). Je nach Wertigkeit der Flächen (z.B. Lage in Schutzgebiet, Vorkommen von Rote-Listen-Arten) werden die Maßnahmen mit 70 – 90 % gefördert.
Die oft sehr anstrengenden Arbeiten – meist mit hohem Anteil von Handarbeit oder mit speziellen Geräten und Maschinen – werden von unseren Pflegetrupps durchgeführt, die aus ortsansässigen Landwirten und spezialisierten Fachfirmen aus der Region bestehen, die entsprechende Erfahrung in der Landschaftspflege haben.
Haben Sie eine Wiese, die keiner mehr pflegen will oder kann? Oder möchten Sie auf Ihrem Grundstück etwas für bedrohte Arten und für die Artenvielfalt tun? Dann rufen Sie uns an, wir beraten und unterstützen Sie gerne!
Mäharbeiten
Artenreiche Wiesen können nur durch regelmäßige, extensive Nutzung erhalten werden. Im Auftrag des LPV werden Mäharbeiten sowohl auf Feuchtflächen als auch auf Magerstandorten und Steilhängen durchgeführt. Oft ist dafür der Einsatz von Spezialmaschinen bzw. Spezialausrüstung nötig, wie z.B. ein Motormäher, oder besonders leichte Fahrzeuge mit Doppelbereifung. In besonders schwierigen Situationen kommt kleinflächig auch die Motorsense zum Einsatz.
Wenn eine Schleppermahd möglich ist, legen wir Wert darauf, dass mit einem Mähbalken und nicht mit einem Kreiselmähwerk gearbeitet wird – so sind die Verluste bei der Fauna (z.B. Heuschrecken, Amphibien) weniger gravierend.
Auch zur Bergung des Mähguts braucht man bei der Landschaftspflege oft Spezialgeräte, z.B. Bandrechen. Bei sehr steilen und buckeligen Bergwiesen ist in der Regel nur ein Zusammenrechen per Hand möglich.
Entbuschungen
Durch die Aufgabe der Bewirtschaftung sind in den vergangenen Jahrzehnten insbesondere Grenzertragsstandorte verbracht und mit Gehölzen zugewachsen. Zahlreiche Moorwiesen, Magerrasen und steile Hänge sind so als ehevmals wertvolle Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten verlorengegangen. Orchideen, Enziane und seltene Tagfalterarten sind davon betroffen und verschwinden schon nach einigen Jahren der Nutzungsaufgabe. Der LPV führt Entbuschungen und kleinflächige Rodungen durch und hilft bei der Organisation der weiteren Nutzung durch Mahd oder Beweidung. So können landwirtschaftliche Nutzflächen reaktiviert und die Artenvielfalt wieder gesteigert werden.
Beweidung
Auf manchen Flächen, wo eine Pflege von naturschutzfachlich wertvollen Biotopen nicht durch herkömmliche Maschinen möglich bzw. wirtschaftlich ist, ist eine extensive Beweidung die beste Form der Erhaltung. Sie bietet sich vor allem in Steillagen und unwegsamem Gelände an. Einige Landwirte, die mit dem LPV zusammenarbeiten, halten Schafe, Ziegen und anspruchslose Rinder- und Pferderassen, die in der Landschaftspflege eingesetzt werden. Ziegen verbeißen auch gerne Gehölze und sind deshalb besonders geeignet, um bereits verbuschte Flächen wiederherzustellen und auf Dauer offen zu halten.
Ein Beweidungskonzept, in dem Tierart, Herdengröße, Zeitpunkt und Dauer der Beweidung festgelegt werden, gewährleistet eine auf das jeweilige Biotop und darin vorkommende Arten abgestimmte optimale Pflege.
Anlage von Hecken und Streuobstwiesen
Hecken, Feldgehölze und Streuobstwiesen sind im Ostallgäu ein wichtiger Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Sie bereichern das Landschaftsbild, sind aber auch wichtige Bausteine in einem Biotop-Verbundsystem. Sie sind Lebensraum für zahlreiche Insekten, Kleinsäuger, Vögel und andere Kleintiere. Außerdem wirken Hecken als Wind- und Erosionsschutz. Neupflanzungen werden jeweils im Einvernehmen mit dem Eigentümer vom LPV geplant und durchgeführt.
Für die Pflanzung von Hecken und Feldgehölzen kommen nur gebietsheimische und standortgerechte Arten in Frage. Besonderer Wert wird auf ihre Eignung als Vogelschutzgehölz und Bienenweide gelegt. Wenn eine Hecke neu gepflanzt wird, sollte sie mindestens dreireihig gepflanzt werden und außerdem beidseitig einen Saum beinhalten, der nur sporadisch gemäht wird. Deshalb ist für eine Hecke eine Mindestbreite von 5 - 10 m einzuplanen.
Ohne eine regelmäßige Heckenpflege nimmt der Arten- und Strukturreichtum ab; die Gehölze verkahlen und überaltern zunehmend. Daher sollten die Sträucher in regelmäßigen Abständen „auf den Stock gesetzt“ und zu dicht stehende Einzelbäume gezielt entnommen werden, siehe dazu auch das „Infoblatt Heckenpflege“ des Landratsamtes Ostallgäu. Diese Heckenpflegemaßnahmen, die der LPV ebenfalls organisieren kann, können in der Regel über das Programm KULAP B49 gefördert werden (siehe weiter unten).
Bei der Neuanlage von Streuobstwiesen achten wir darauf, dass Hochstämme standortgeeigneter und bewährter Sorten verwendet werden und berücksichtigen natürlich auch die zukünftige Verwertung. Dabei erhalten wir ergänzende Beratung durch die Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege des Landkreises Ostallgäu. Das Grünland unter den Obstbäumen sollte extensiv genutzt werden, also nicht gedüngt und nicht zu häufig gemäht werden, um eine möglichst hohe Artenvielfalt zu erreichen.
Heckenpflege-Förderung über KULAP B49
Um Hecken langfristig zu erhalten, sollten sie alle 10 - 25 Jahre abschnittsweise im Winterhalbjahr zurückgeschnitten werden, damit sie nicht überaltern. Wenn Sie Interesse haben, Heckenpflegemaßnahmen auf Ihren eigenen oder kommunalen Grundstücken durchzuführen, melden Sie sich bitte bei uns.
Der Landschaftspflegeverband Ostallgäu ist zertifiziert als Konzeptersteller für das Erneuerungskonzept „Hecken und Feldgehölze“ im Rahmen des Bayerischen Kulturlandschaftsprogramms (Förderprogramm KULAP B49) und kann auch selbst entsprechende Förderanträge beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten stellen. Die nächste Förderperiode für dieses Programm beginnt voraussichtlich im Jahr 2023. Die Maßnahme wird über Flächenpauschalen von 2,70 € pro qm gepflegter Hecke gefördert.
Bayerisches Klimaschutzprogramm 2050 (KLIP)
Seit 2008 engagiert sich Bayern im Rahmen des Bayerischen Klimaschutzprogramms verstärkt für den Klimaschutz, dazu werden verschiedenste Maßnahmen gefördert. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Renaturierung von Mooren zu, die wichtige natürliche CO2-Speicher sind. Entwässerungsgräben, Torfabbau, Aufforstungen oder natürliches Aufkommen von Fichten haben dazu geführt, dass Moore ihre Wasserspeicher- und Klimaschutzfunktion nur noch eingeschränkt erfüllen können. Zudem sind insbesondere Hochmoore ein ganz besonderer Lebensraum mit hoch spezialisierten Pflanzen- und Tierarten, die nur hier vorkommen.
Der LPV Ostallgäu unterstützt die staatlichen Behörden bei der Planung, Organisation und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen bei der Wiedervernässung von Hochmooren. Dabei erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit der Allgäuer Moorallianz.
Bei der Renaturierung von durch Entwässerung degradierten Hochmooren werden die vorhandenen Entwässerungsgräben verschlossen, bei größeren Gräben ist auch der Einbau größerer Stauwerke erforderlich. Damit einher geht in der Regel auch die Entnahme von Fichten, die in einem naturnahen Moor nicht standortgerecht sind, und von dichtem Gehölzaufwuchs, da beides zu einer weiteren Austrocknung und Zersetzung des Moorkörpers beiträgt.
Sonstige Landschaftspflegemaßnahmen
Weitere Landschaftspflegeprojekte des LPV Ostallgäu sind beispielsweise die ökologische Gestaltung von Abbaustellen wie Kies- und Lehmgruben, die Renaturierung von begradigten Bächen, die Wiederfreilegung verrohrter Gräben, die Entlandung und Entkrautung von Kleingewässern und Gräben und die naturschonende Grabenräumung.
Bei der Neuanlage von Biotopen werden z.B. Kleingewässer angelegt, um Arten wie Amphibien und Libellen zu fördern. Lesesteinhaufen und Totholzhaufen, die für Amphibien und Reptilien interessant sind, können unter anderem in der Nähe von Gewässern, Hecken und Streuobstwiesen aufgeschichtet werden. Für Insekten, wie manche Wildbienenarten, werden gezielt offene Bodenstellen geschaffen, um ihnen wieder ein Überleben in unserer oft sehr „augeräumten“ Landschaft zu ermöglichen.